Homegrown Bikes – Warum es lohnen kann selbst zu bauen
Homegrown Bikes – Warum es lohnen kann selbst zu bauen

Homegrown Bikes – Warum es lohnen kann selbst zu bauen

Ein Fahrrad, egal welcher Art, selbst zu bauen lohnt sich aus mehreren Gründen – sowohl aus praktischer als auch aus persönlicher Sicht.

Zunächst bietet der Eigenbau die Möglichkeit, das Rad exakt auf die eigenen Bedürfnisse abzustimmen. Jeder Bestandteil kann individuell gewählt werden, im Gegensatz zu einem Rad „von der Stange“, wo die Hersteller sich in ihren Entscheidungen für die einen oder anderen Komponenten entweder von der wirtschaftlichen Seite oder aus der Marketing – Sicht treiben lassen. Dies kann auch besonders für Menschen mit speziellen Anforderungen an Ergonomie oder Fahrstil vorteilhaft sein. Außerdem können gezielt hochwertigere Komponenten ausgewählt werden, ohne für unnötige Ausstattung zu zahlen, wie es bei Kompletträdern oft der Fall ist. Viele besondere Teile bekommt man überhaupt nicht im Zusammenhang mit einem Komplettrad, weil die Verträge für die Hersteller einfach nicht lukrativ sind. Wenn sich z.B. ein Hersteller für die Zusammenarbeit mit SRAM entscheidet, kommen aus dem gleichen Haus auch gleich noch ZIPP oder RockShox Komponenten.

Ein weiterer Vorteil ist ein tieferes Verständnis für die Technik. Wer sein Rad selbst aufbaut, kennt wortwörtlich jede Schraube. Darüber hinaus lernt man die Funktionsweise der einzelnen Komponenten besser kennen, was einen grundsätzlich zu einem besseren Fahrer macht, da man auch die Grenzen des Materials kennenlernt. Dieses Wissen hilft auch später bei Wartung, Reparatur oder bei der Fehlersuche unterwegs. Dadurch spart man langfristig Geld, da viele Werkstattbesuche entfallen. Und im Grunde ist Fahrradtechnik auch keine Raketenwissenschaft und alles was man noch nicht kann, kann man auch einfach lernen. Ich empfehle jedoch vorrangig auf Tutorials der Hersteller zurückzugreifen. Wenn es da keine gibt, dann sollte man eher zwei, drei Tutorials schauen, weil im Netz auch eine Menge Halbwissen verbreitet wird.

Im Bezug auf die Werkstatt, habe ich auch mit einem einfachen Multitool angefangen. Ein Montageständer ist natürlich auch nützlich. Irgendwann hab ich dann entschieden, mir die einzelnen Werkzeuge nach und nach zu kaufen, die mir fehlen (und nichts mehr zu borgen). Das führte am Ende dazu, dass ich heute eine nahezu voll ausgestattete Werkstatt hab. Meiner Erfahrung nach braucht man jedes Werkzeug mindestens zwei Mal.

Letztendlich kann der Selbstbau auch günstiger sein, insbesondere wenn man gebrauchte oder reduzierte Teile kauft. Dazu sind auch nicht alle Teile des „alten“ Rades Schrott, wenn man sein neues baut. Die Teile die man selbst nicht mehr braucht, kann sicher auch noch jemand anderes gebrauchen, was den Preis des neuen Rades auch wieder reduziert. Auch gebrauchte Rahmen oder Komponenten in gutem Zustand können in einem selbst gebauten Rad eine neue Verwendung finden. Wenn man es auf die Spitze treiben will, kann man sich auch um den Lack kümmern. Das ist zwar aus meiner Sicht nichts, was man mal eben mit einem Tutorial lernen kann, aber „Versuch macht Kluch“.

Früher oder später verschwimmen auch oft die Grenzen zwischen altem und neuen Rad, da sich das Rad irgendwann evolutionär verändert. Alte Teile fliegen weg, moderne Teile kommen dazu. Auch ein besserer Deal, als alle paar Jahre ein neues Rad zu kaufen. Natürlich gibt es auch immer mal wieder Entwicklungen, die dazu führen dass man fast schon komplett neu bauen könnte, z.B. wenn man entscheidet am Rennrad von Felgenbremse auf Scheibenbremse umzusteigen. Aber man muss ja auch nicht jeden Weg sofort mitgehen. Man wird auch nicht weniger Spaß am Sport haben, wenn das Rad bisher auch gut funktioniert hat. Oder man verbindet den Selbstbau mit einer kleinen Sammelwut. Dann muss man auch nicht alles auf einmal kaufen. Statt 15000,-€ auf einmal für ein neues Rad voller Kompromisse anzulegen, gibt man eine Weile lang mal hier und mal da jeweils ein paar (oder ein paar hundert) Euro aus und auch wenn man noch nicht alle Teile zusammen hat, kann man oft schon mit den alten Teilen ein bisschen früher fahren, wenn man es mit der Reihenfolge clever anstellt.

Nicht zu unterschätzen ist auch der emotionale Aspekt: Ein selbst gebautes Rad hat einen ideellen Wert. Es ist Ausdruck der eigenen Persönlichkeit und ein Ergebnis eigener Arbeit. Die erste Fahrt mit dem eigenen Aufbau ist ein besonderes Erlebnis und schafft eine starke Bindung zum Rad. Es ist und bleibt „Dein Rad“ und davon gibt es nur eins auf der ganzen Welt.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Der Bau eines Rennrads in Eigenregie bietet die Möglichkeit zur Individualisierung, führt zu technischem Know-how, spart potenziell Kosten und schafft eine persönliche Beziehung zum Sportgerät. Für passionierte Radfahrer ist der Aufwand definitiv lohnenswert.