Stellplatzsuche und Backofen- Temperaturen
Stellplatzsuche und Backofen- Temperaturen

Stellplatzsuche und Backofen- Temperaturen

Mein Jahreshöhepunkt 2023: Die 24h von Kelheim. Das Rennen stand als ältestes 24h Rennrad Rennen in Deutschland schon lange auf meiner Wunschliste. Leider war es letzten Endes ein sehr ernüchterndes Erlebnis.

Doch zunächst ein paar Worte zum Rennen selbst. Die 16,4km Strecke hat offiziell 162 hm (mein Garmin hat ca. 190hm gemessen). Das Höhenprofil zeigt auf den ersten 5km den kompletten Anstieg, welcher sich in der Ausführung eigentlich als 2 kürzere Anstiege entpuppte. Zunächst ein 2,6km Anstieg mit 100hm (der mittlere km liegt bei 8% im Schnitt, Anfang und Ende sind etwas flacher), dann gibt es für 1km Erholung, bevor man nochmal für 1,5km ran muss. Aber auch diese 66hm lassen sich relativ gut fahren und die 5-6% Steigung sind relativ gleichmäßig.

Spätestens hier an der Bergkuppe sollte man sich mal kurz umdrehen und schauen ob eine brauchbare Gruppe in Sicht ist. Ansonsten wird der Rest der Strecke anstrengend. Mit einer Gruppe ist es ein wahres Highspeed Vergnügen. Die rasante Abfahrt fordert nur kurz auf halber Strecke die Aufmerksamkeit in Form einer gut gesicherten Rechtskurve. Mit ein bisschen Übung lässt sie sich aber auch sehr gut fahren und wenn man es schafft etwas mehr Schwung mit durch die Kurve zu bringen, kommt auch gut über den keinen Huckel der danach kommt und weiter gehts bergab. Dann kommen 7 schnelle km über die Bundesstraße und noch einmal aus dem Sattel um den Schwung mit über die Kanalbrücke in die Altstadt zu nehmen, wo man übers Kopfsteinpflaster ins Festzelt zum Rundendurchgang kommt.

In diesem Jahr kam noch eine weitere Herausforderung dazu – laut Garmin Protokoll lag die Höchsttemperatur bei 44°C. Bei genauerer Betrachtung lag die Temperatur über dem Asphalt der Bundesstraße mehrfach über 35°C. Für mich brachte das diverse Probleme. Darunter sowas wie anschwellende Füße oder Übelkeit. Was aber bei einem 24h Rennen am relevantesten ist, die Ermüdung war deutlich stärker als gewohnt. Bis ca. 4:30 Uhr hab ich es noch durchgehalten, als aber auf der Bundesstraße mehrmals meine Augen zu fielen, hab ich mich zur Sicherheit für etwas Schlaf entschieden. Nach 1,5h ging es dann weiter. Am Ende bin ich etwa 150km am Wunschziel vorbei geschrammt, aber trotzdem zufrieden mit mir.

Vieles lief auch besser als gedacht. Mein Training war offenbar effektiv. So hatte ich über die gesamte Zeit nicht wirklich einen Einbruch, obwohl natürlich nach 6h die Kraft etwas zurück ging. Auch Krämpfe, die bei solchen Wetter auch schon mal zu erwarten sind, blieben aus. Wichtig war bloß, dass ich mich an meinen Versorgungsplan gehalten hab. So hab ich drauf geachtet spätestens alle 2 Runden was zu Essen. Auch dass die 0,75l Flasche mit Krümeltee nach 2 Runden leer sein sollte, war wichtig. In der 2. Rennhälfte hatte ich dann in der 2. Flasche Wasser pur. Das nahm aber meist nicht den Umweg durch den Körper, sondern landete direkt auf dem Kopf oder den Oberschenkeln.

Zuletzt muss ich aber noch zu den ernüchternden Dingen kommen, die ich am Anfang schon angedeutet hab. Leider musste ich feststellen, dass die Orga so ziemlich das unpersönlichste war, was ich bislang erlebt hab. Für 150,-€ Startgeld gab es quasi nur eine Streckensperrung und eine Zeitmessung. Mindeststandards wie Strecken Verpflegung oder eine Pastaparty gab es nicht. Es gab zwar einen „Italienischen Abend“ auf dem Marktplatz auf dem man sich einen Teller Nudeln hätte kaufen können, das ist aber nicht das Selbe. Darüber hinaus fühlt man sich dort als Einzelstarter ein wenig unterbewertet. Gefühlt ist dort alles auf die Teams ausgelegt. Zu bemerken an vielen kleinen Dingen. Am deutlichsten vielleicht daran, dass es eine Bergwertung am höchsten Punkt gibt, wofür ein Preis für die schnellste Frau und den schnellsten Mann ausgelobt wird. Auf keinen Fall wird das eine Einzelfahrerin sein.

Darüber hinaus macht es sich der Veranstalter ziemlich leicht mit der Stellplatzvergabe. Auf der Seite steht nur „…Die Zuteilung der Plätze erfolgt nicht durch den Veranstalter. Das Abtrasieren des Platzes muss von den Teilnehmern selbst organisiert werden…“ Klingt erst eimal nicht schlecht. Übersetzt heißt das aber, wenn man als Auswärtiger am Freitag Mittag anreist, bekommt man keinen freien Stellplatz mehr, weil die einheimischen Teams sich rücksichtslos alle Plätze bereits abtrainiert haben.